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Festliche musikalisch-literarische Eröffnung der Kunstausstellung russlanddeutscher Künstler zum 500. Reformationsjubiläum in der evangelischen St. Peter und Paul-Kathedrale in Moskau
29. Oktober 2016
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Bundesbeauftragter Koschyk gemeinsam mit dem Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, Dietrich Brauer

Im Deutsch-Russischen Haus in Moskau wird ab nächster Woche eine Kunstausstellung russlanddeutscher Künstler gezeigt, die dem 500. Reformationsjubiläum gewidmet ist. Im Rahmen des 14. Forums der Deutschen aus Russland unter dem Motto „25 Jahre. Zusammen gestalten wir unsere Zukunft!“, findet heute Abend ein festlicher musikalisch-literarischer Abend in der evangelischen St. Peter und Paul-Kathedrale in Moskau statt, bei der die Ausstellung eröffnet wird und die Kunstwerke in digitalisierter Form gezeigt werden.

Der Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, Dietrich Brauer, wird ein Grußwort an die anwesenden Gäste richten. Der aus einer russlanddeutschen Familie stammende Theologe ist seit März 2011 Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche im europäischen Russland und seit September 2014 Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland. Damit ist er „Geistlicher Leiter“ des Bundes der Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Russland, der Ukraine, in Kasachstan, Mittelasien und im Südlichen Kaukasus.

Neben Erzbischof Brauer richtete der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB, zur Eröffnung der Kunstausstellung nachfolgende persönliche Worte an die anwesenden Gäste in der St. Peter und Paul-Kathedrale in Moskau:

Es ist für mich heute in zweifacher Hinsicht eine besondere Ehre, bei der Eröffnung der Ausstellung von Kunstarbeiten des Verbandes russlanddeutscher Künstler anlässlich des 500. Jahrestages der Reformation ein Grußwort sprechen zu dürfen:

Zum einen aufgrund des beeindruckenden Gotteshaus, in dem wir uns befinden, zum anderen aufgrund des Anlasses.

Sankt Peter und Paul ist die Hauptkirche der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland und hat eine überaus bewegte Geschichte, die voller Symbolkraft ist. Die Geschichte dieser Kathedrale ist eine von Aufbau, Zerstörung und Wiederaufbau, die damit gewissermaßen auch die Geschichte der Russlanddeutschen wiederspiegelt, deren Kunst wir heute genießen dürfen. Zugleich erinnern uns wichtige, wohltönende Attribute von Sankt Peter und Paul an die so wertvolle Brückenfunktion Ihrer Volksgruppe, weil Orgel und Glocken aus Deutschland stammen!

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Der Anlass der Kunstausstellung Russlanddeutscher, die vorhin eröffnet wurde, ist wie eingangs erwähnt der 500. Jahrestag der Reformation im kommenden Jahr. Auch für mich als Christ katholischen Bekenntnisses ist das natürlich ein besonderes Datum, nicht zuletzt weil die Reformation für meine Kirche auch Gutes bewirkt hat. Ohne Zweifel ließe sich aus katholischer Sicht noch viel mehr dazu sagen. Dafür ist heute aber weder der richtige Anlass noch ausreichend Zeit. Gerne weise ich aber kurz darauf hin, dass die beiden großen Kirchen in Deutschland mit Blick auf das Reformationsjubiläum ihre ökumenische Verbundenheit bereits betont haben und dies in konkreten Veranstaltungen umsetzen wollen. Darin sind auch Vertreter der orthodoxen Christenheit eingebunden. Die katholische, evangelische, orthodoxe und sonstige Christenheit eint ja viel mehr als sie trennt. Das zeigen auch unsere heutigen Begegnungen, die die Vielfalt christlicher Bekenntnisse im Kreise deutscher Minderheiten wiederspiegeln.

Überhaupt ist der Glaube nicht nur in kirchlicher Hinsicht zentral, sondern spielt gerade auch mit Blick auf die Bewahrung der eigenen kulturellen Wurzeln und damit der Identität eine wichtige Rolle. Wer wüsste das besser als die Russlanddeutschen! Nicht zuletzt deshalb lege ich in meiner Arbeit als Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen stets einen besonderen Schwerpunkt auf den Dreiklang von Heimat Identität Glaube. Fehlte einer dieser Laute, ginge die ganze Harmonie verloren. Das gilt namentlich für alle Angehörigen deutscher Minderheiten. Denn ihre Loyalität zum Heimat-staat leidet ja nicht unter einem eindeutigen Bekenntnis zur eigenen Religion, Sprache und Kultur. Im Übrigen: Auch Glaube kann Heimat sein, indem er Halt und Identität gibt.

Am Beispiel der Geschichte Ihrer Volksgruppe lässt sich dies gut nachvollziehen. Denken wir nur an die Wichtigkeit zahlreicher kirchlicher Vereinigungen in ihrer Geschichte, seien es um nur einige zu nennen Katholiken, Reformierte, Baptisten, Mennoniten oder Lutheraner. Auch hierzu ließe sich viel mehr sagen, als in ein Grußwort passt.

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Gemeinsames Treffen beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart 2015

Jedenfalls führt uns dieser kurze Blick auf die Kirchengeschichte der Russlanddeutschen auch zu unserem Gastgeber, Erzbischof Doktor Dietrich Brauer. Er ist der jüngste und auch der erste einheimische Erzbischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Russland und er stammt aus einer russlanddeutschen Familie! Seit unserer ersten Begegnung in diesem Gotteshaus vor anderthalb Jahren eint uns die Überzeugung, dass neben der deutschen Sprache und Kultur gerade auch der christliche Glaube für die Russlanddeutschen ein wesentliches Identitätsmerkmal darstellt, das bewahrt werden muss. Über unser Wiedersehen am heutigen Tage freue ich mich sehr, lieber Herr Erzbischof Brauer!

Auch freue ich mich mit vielen hier, dass Sie Tor und Tür Ihrer Hauptkirche für die Künstlervereinigung der Russlanddeutschen geöffnet haben, damit deren Ausstellung einen besonders würdigen Rahmen hat. Dafür gebührt Ihnen Dank! Die Künstlervereinigung der Russlanddeutschen wurde vom IVDK mit dem Ziel gegründet, russlanddeutsche Kunstschaffende zu vereinen, zu fördern und in die Gemeinschaft der Russland-deutschen einzubeziehen. Das begrüße ich sehr und ist Grund für die Unterstützung des Bundesinnenministeriums namentlich bei Veröffentlichungen der Kunstwerke. Schön, dass in der Künstlervereinigung so viele mitmachen, nicht nur um einige zu erwähnen Maler, Bildhauer und Kunsthandwerker, sondern auch Architekten, Fotografen und Literaten. Nun bin ich schon sehr gespannt auf die Kunstausstellung.

Uns allen wünsche ich eine schöne Veranstaltung und hohen Kunstgenuss. Den ausstellenden russlanddeutschen Künstlern wünsche ich für die Ausstellung und darüber hinaus viel Aufmerksamkeit und Erfolg!

Zum Informationsportal der Russlanddeutschen gelangen Sie hier.

Zur Internetseite des Deutsch -Russischen Haus in Moskau gelangen Sie hier.

Zur Internetseite der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland gelangen Sie hier.

Zum Redebeitrag von Bundesbeauftragten Koschyk als pdf-Datei gelangen Sie hier.

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