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Koschyk im Interview zu Nordkorea / Gemeinsam mit China und Russland den Druck erhöhen!
5. Juli 2017
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Der Vorsitzende der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe und Ko-Vorsitzende des Deutsch-Koreanischen Forums, das heute und morgen in Fulda tagt, führte mit Tobias Schmidt von der Passauer Neuen Presse im Wortlaut nachfolgendes Interview:

Frage: Herr Koschyk, Nordkorea hat gestern erstmals eine Interkontinentalrakete getestet, die die USA erreichen kann. Wie hoch ist jetzt die Eskalationsgefahr?

Koschyk: Nordkorea hat schon vor einiger Zeit einen aggressiven Kurs eingeschlagen, das gilt für das Raketenprogramm ebenso wie für das Atomprogramm. Pjöngjang setzt alles auf eine Karte. Das Ziel ist, mit den USA auf Augenhöhe zu verhandeln. Dass Nordkorea seine Nuklear-Ambitionen noch aufgeben wird, halte ich für eine Illusion. Aber im Gegenzug für Sicherheitsgarantien könnte Nordkorea bereit sein, sein Programm einzufrieren.

Frage: Werden Nordkoreas Provokationen US-Präsident Donald Trump zu einem Angriff veranlassen?

 Koschyk: Trump hat die militärische Option prüfen lassen. Sie scheidet aus, weil der Kollateralschaden in Washington als unbeherrschbar eingeschätzt wird. Das Gefährliche an der Situation ist, dass jemand auf einer unteren Kommandoebene die Nerven verlieren könnte. Es ist zu befürchten, dass die USA eher zufällig in eine militärische Auseinandersetzung hineinstolpern. Das Gebot der Stunde für Trump ist es, gemeinsam mit China und Russland den Druck auf Nordkorea zu erhöhen und alles zu versuchen, das Gespräch wieder aufzunehmen. Frage: Ist es eine reale Gefahr, dass Nordkoreas Machthaber Kim Jung Un die USA oder Südkorea angreift?

 Koschyk: Einen Angriff Nordkoreas halte ich für ausgeschlossen. Pjöngjang erscheint oft irrational. Dabei ist die Regierung rational. Hinter den Provokationen steckt kaltes Kalkül. Kim setzt darauf, sich in Szene zu setzen, um einen Dialog mit den USA zu erzwingen.

 Frage: Ist Trump an einer Deeskalation überhaupt interessiert?

 Koschyk: Es ist beruhigend, dass der US-Präsident den direkten Kontakt zu China sucht. Die Absprachen zwischen Washington und Peking sind eng, ein gemeinsames Vorgehen der beiden Staaten ist der Schlüssel für eine Entspannung der Krise. Dabei müssen die USA Rücksicht auf die chinesischen Interessen nehmen und dürfen Pekings Einfluss nicht überschätzen. Es steht kein chinesischer Soldat in Nordkorea. Und China wird niemals einen Kollaps des nordkoreanischen Regimes riskieren.

 Frage: Ist der Test der Interkontinentalrakete womöglich eine gezielte Provokation Pjöngjangs vor dem G20-Gipfel, um die Staatengemeinschaft zu spalten?

 Koschyk: Pjöngjang hat den Gipfel in Hamburg fest im Blick. Die Krise wird das Treffen der führenden Industriemächte beherrschen. Der Gipfel ist eine große Chance, die entscheidenden Akteure an einen Tisch zu bringen: China, die USA, Japan, und Südkorea sind vertreten. Südkorea drängt auf eine stärkere Rolle Europas und Deutschlands bei der Lösung der Korea-Krise. Bundeskanzlerin Angela Merkel als Gipfelgastgeberin sollte in Hamburg mit Trump und Chinas Präsident Xi reden und sie zur engen Zusammenarbeit ermutigen.

Das Interview auf dem Internetportal NWZ Online finden Sie hier.

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