Foto: KCNA / Reuters
Die BILD-Zeitung fragte den Nordkorea-Kenner Hartmut Koschyk, wie er die Wirtschaftslage der Kim-Diktatur einschätzt. Koschyk ist in den vergangenen Jahren oft nach Nordkorea gereist und Ko-Vorsitzenden des Deutsch-Koreanischen Forums.
BILD: Warum sieht Nordkoreas Wirtschaft derzeit SO schlecht aus?
Hartmut Koschyk: „Die Sanktionen der Internationalen Gemeinschaft wirken! Unter diesen Bedingungen kann sich keine Volkswirtschaft entwickeln. Die Nukelar- und Raketenambitionen verschlingen viele Ressourcen. Auch die Landwirtschaft liegt am Boden infolge von auch klimatisch bedingten Missernten.“
Geht Kim die „Puste“ aus?
Koschyk: „Kim steht ziemlich mit dem Rücken an der Wand. Er hat viel in die Diplomatie mit Trump investiert, aber konnte noch keine ‚Ernte‘ in Form von Aufhebung oder Abbau der Sanktionen bzw. internationaler Wirtschaftshilfe einfahren. Er steht daher auch von Seiten seiner Gefolgschaft in Militär und Partei mächtig unter Druck. Man erwartet, dass er durch eine Verbesserung der Wirtschafts- und Versorgungslage ‚liefert‘! Das macht die Lage für eine diplomatisch-politische Lösung nicht leichter!“
Sind die Sanktionen gegen Nordkorea grundsätzlich zielführend?
Koschyk: „Sanktionen sind nie ein Selbstzweck, sondern sie müssen in eine politische Gesamtstrategie eingebunden sein. Im Falle Nordkoreas heißt das, schrittweise vorzugehen und beispielsweise bei überprüfbaren ersten Schritten Kims zu einer nuklearen Abrüstung hin, ihm dann auch mit einer schrittweisen Aufhebungen der Sanktionen entgegen zu kommen!“
Was bezweckt Kim mit den anhaltenden Raketentests. Wie deuten Sie diese?
Koschyk: „Kim reagiert damit auf die USA-Südkorea-Militärübung, die seit jeher von Nordkorea als Bedrohungsszenario wahrgenommenen wird. Auch trägt er damit seine ‚Ungeduld‘ zur Schau, dass es ihm bei den Verhandlungen mit den USA nicht schnell genug vorangeht.“
Wie bewerten Sie den UN-Bericht, dass nordkoreanische Hacker Milliarden ergaunert haben sollen? Wie passt das ins Bild?
Koschyk: „Ich halte den Bericht für seriös. Er dokumentiert die kriminelle Energie des Regimes, um finanziell zu überleben. Diese Themen werden neben der Nuklearfrage irgendwann mit auf den Tisch kommen müssen, ebenso wie die Menschenrechtsfrage, wenn es um die Wiederannäherung Nordkoreas an die Internationale Gemeinschaft geht. Aber: ein Schritt nach dem anderen!“
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