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XVI. Deutsch-Koreanisches Forum / Mittelstandsförderung (KMU-Förderung) in Deutschland und Korea – Gemeinsamkeiten und Unterschiede
6. Juli 2017
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Im zweiten Panel des XVI. Deutsch Koreanischen Forums zur Mittelstandsförderung in Deutschland und Korea, welches unter der Führung vom Honorarprofessor der Universität Bayreuth, Prof. Dr. Volker Deville, geleitet wurde, referierten Prof. Han Jeung-hwa, Kim Keon-Yeoul von der Korean Development Bank, sowie Dr. Norbert Kloppenburg, Vorstandsmitglied der KFW- Bankengruppe, über die Mittelstandsförderung der beiden Länder.

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Geleitet wurde das Panel von Prof. Dr. Volker Deville

Professor Han plädierte in seinem Vortrag für einen Paradigmenwechsel der KMU-Politik innerhalb Koreas, den offenen Aufbau eines Ökosystems durch soziale Reformen, die Förderung mittelständischer Unternehmen sowie die Unterstützung von Familienunternehmen. Laut Professor Han stehe die Mittelstandsförderung in Korea derzeit vor einem großen Problem. Der Hauptgrund hierfür liege beim Mangel an reformatorischen Ansätzen seitens der Regierung. Um diesen Missstand zu beseitigen solle sich der Staat vorrangig auf die Schaffung vieler guter Arbeitsplätze durch das Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit der KMU konzentrieren und dafür Sorge tragen, dass deren Arbeitnehmer in die Mittelschicht aufsteigen können. Es sei notwendig, eine faire Handelsordnung zu erstellen und die ungerechte Sozialstruktur samt ihrer Schieflage zu korrigieren und eine Gesellschaft zu schaffen, in der die Praktiken einer Win-Win- Kooperation zwischen Großunternehmen und KMU und das gegenseitige Wachstum etabliert seien. Zudem bestehe die Notwendigkeit, die Wohlfahrtsökonomie der Großunternehmen zu sanieren, indem auch Kleinunternehmern eine weitreichende Unterstützung zugesichert wird. Des Weiteren seien Start-ups von privaten Investoren zu revitalisieren, um auch eine Chance für die „Industrie 4.0“ zu erschaffen. Vor allem lokal basierte KMU sollten dabei unterstützt werden, um zu mittelständischen Unternehmen heranwachsen zu können, welche anschließend das Potenzial haben, zu „globalen Champions“ heranzuwachsen. Ebenso müsse eine gescheiterte Geschäftsidee nicht zwangsläufig fallen gelassen werden, sondern vielmehr von den Erfahrungen des Unternehmens profitiert werden. Die Unterstützung von Start-up-Unternehmen und die Stärkung geistigen Eigentums bilden hierfür die Grundlage der Wettbewerbsfähigkeit von KMU, so Han.
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Kim Keon-Yeoul, Executive Director Strategie und Planung der Korean Development Bank, ging in seinem Vortrag auf die Förderung und Unterstützung von sog. High-Potential-Unternehmen (HPEs) ein. Nachdem er kurz die Rolle der Korean Development Bank (vergleichbar mit der KFW-Förderbank in Deutschland) erläuterte, versuchte Herr Han im Anschluss ein neues Verständnis für die HPEs im unternehmerischen Ökosystem zu schaffen. Im Laufe der Zeit habe sich in Korea ein unternehmerisches Ökosystem entwickelt, das von Großunternehmen angeführt und von KMU unterstützt werde. Die KMU nehmen trotz ihrer ungünstigen betriebswirtschaftlichen Voraussetzungen eine bedeutende Rolle ein, indem sie die meisten Arbeitsplätze zur Verfügung stellen. Um diesen Umstand weiterhin zu gewährleisten, existieren viele finanzielle Förderprogramme, die sowohl vom staatlichen als auch privaten Sektor entwickelt und durchgesetzt werden. Der Anteil der HPEs sei jedoch relativ gering einzuordnen. Im Vergleich zu anderen großen Industrienationen hinken die High-Potential-Unternehmen hinsichtlich ihrer Lebensdauer, Arbeitsproduktivität und der Gesamtzahl noch hinterher, so Kim. Trotz der Wichtigkeit der HPEs existieren Wachstumsgrenzen wie institutionelle Probleme und ein ungünstiges unternehmerisches Ökosystem. Auch der niedrige Bekanntheitsgrad, die relativ geringen Löhne, sowie unzureichende betriebliche Sozialleistungen spielen bei der schwachen Wachstumsgrundlage eine wichtige Rolle. Um die Entwicklung und Durchführung von staatlichen Förderprogrammen für HPEs zu schaffen und eine Wachstumsleiter zu etablieren, seien folglich institutionelle und rechtliche Verbesserungen auf Seiten der Regierung notwendig. Aus diesem Grund habe die Regierung im Jahr 2014 das Sondergesetz zur Wachstumsförderung und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von High-Potential-Unternehmen ins Leben gerufen und im Juni 2015 den ersten Grundplan zur Förderung von High Potential Unternehmen erstellt. Im Zuge dieser Neudefinierung kamen staatlichen Kreditinstituten wie der Korean Development Bank eine besondere Rolle zu, indem die Grundlage zur Förderung von HPEs durch den Finanzbereich geschaffen wurde. Die Aufgabe der KDB bestehe unter anderem darin, das quantitative Wachstum durch die Durchführung von Geschäftsstrategien, welche sich auf zukünftige High-Potential-Unternehmen orientieren, sowie das jeweilige Wachstum durch die Einführung von Förderprogrammen für Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial zu analysieren und gegebenenfalls zu fördern.
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Den letzten Vortrag des zweiten Panels hielt Dr. Norbert Kloppenburg über die Mittelstandsförderung der staatlichen KFW-Bankengruppe. Die KfW-Bank mit ihrer eigens gegründeten Mittelstandsbank fördere nicht nur den bereits bestehenden Mittelstand, sondern man setze auch gezielt auf Existenzgründungen bzw. Start-up-Unternehmen, so Kloppenburg. Die Ansätze der Mittelstandsförderung gliedern sich dabei in die allgemeine Unternehmensfinanzierung, welche sich auf mittelständische Unternehmen („Rückgrat der deutschen Wirtschaft“) bis zu einem Jahresumsatz bis 50. Mio. EUR beschränkt und die Gründungsfinanzierung, welche die Erneuerung des Unternehmensbestands sichern soll. Des Weiteren spielen auch die Innovationsvorhaben zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung, sowie das Thema „Umwelt und Energie“ eine tragende Säule in der Mittelstandsförderung der KfW. Zudem sei die Digitalisierung im Mittelstand einer der wichtigsten Bedürfnisse für Unternehmen. Um langfristig erfolgreich auf dem Markt bestehen zu können und sich weiterzuentwickeln, sei es unabdingbar, die langfristigen Trends durch den Einsatz digitaler Technologien auf allen Ebenen der Wertschöpfung zu unterstützen, erläuterte Kloppenburg.

Geschrieben: Vincent Trautner

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