Das Krisenjahr 2008/09 brachte das internationale Finanz- und Wirtschaftssystem an den Rand des Zusammenbruchs. Was als Finanzkrise in den USA begann, weitete sich schnell zur schwerwiegendsten Wirtschafts- und Globalisierungskrise der Neuzeit aus. Mit der Diskussion um die Ursachen der Finanzkrise geht aber auch die Frage einher, wie die Weltwirtschaftsordnung umstrukturiert werden muss, damit eine Wiederholung einer solchen Krise vermieden werden kann.
Insbesondere der G 20 kommt in diesem Zusammenhang eine zunehmende Bedeutung zu, um gemeinsam eine neue Architektur des weltweiten Finanzsystems zu erarbeiten.
Die Gruppe der 20 wurde 1999 als Forum für den informellen Dialog der Finanzminister und Notenbankgouverneure der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer der Welt über Fragen der internationalen Wirtschafts- und Währungspolitik geschaffen. Es sollte helfen, Finanzmarktkrisen wie 1997 in Asien zu vermeiden. In der G20 sind unter Anderem die Finanzminister und Notenbankgouverneure vertreten. Außerdem ist die Europäische Union (EU) ein eigenständiges Mitglied, vertreten durch die Ratspräsidentschaft und den Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB). Der geschäftsführende Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Präsident der Weltbank sowie die Vorsitzenden des Internationalen Währungs- und Finanzausschusses des IWF sowie des gemeinsamen Entwicklungsausschusses von IWF und Weltbank nehmen ebenfalls an den Gesprächen teil. Die Staatengruppe repräsentiert rund 90 Prozent des Weltsozialprodukts, 80 Prozent des Welthandels sowie zwei Drittel der Weltbevölkerung.
Auf den G20-Gipfeln in Washington im November 2008, in London im April 2009 und in Pittsburgh im September 2009 trafen die Staats- und Regierungschefs der G20-Staaten zentrale Entscheidungen für die Bewältigung der schwersten Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit sowie für die Neuordnung der internationalen Finanzarchitektur, um Krisen wie diese in der Zukunft zu verhindern bzw. abzumildern.
Eine besondere Bedeutung zur weiteren Überwindung der gegenwärtigen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise kommt besonders der kommenden G-20 Präsidentschaft der Republik Korea zu. Die Bundesregierung misst zu Recht den G-20 einen sehr hohen Stellenwert als wichtigstes internationales Instrumentarium bei, um die Auswirkungen der internationalen Finanzkrise weltweit zu überwinden. Deutschland wird daher auch die Bemühungen Südkoreas für eine erfolgreiche G-20 Präsidentschaft unterstützen.
Der G20-Prozess bietet die Möglichkeit, zentrale wirtschafts- und finanzpolitische Fragen im Kreis der Industrie- und Schwellenländer zu diskutieren und eine stabile, sozial ausgewogene und nachhaltige Entwicklung der Weltwirtschaft zu erreichen. Ich teile die Auffassung von Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble, dass die G20 der institutionelle Kern sein könnte, aus dem eine auf Nachhaltigkeit angelegte Weltwirtschaftsordnung des 21. Jahrhunderts hervorgeht. Die Stärkung der Rolle der G 20 findet daher meine vollste Unterstützung.
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