Gruppenaufnahme vor dem Reichstag
Am 28. August 2016 kamen auf Einladung der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, der Deutschen Gesellschaft e.V. sowie der Konrad-Adenauer-Stiftung über 200 Vertreter der russlanddeutschen Gemeinde zusammen, um den 75. Jahrestag des Erlasses des Präsidiums des Obersten Sowjets der Sowjetunion vom 28. August 1941 „Über die Übersiedlung der Deutschen, die in den Wolgarayons wohnen“ zu begehen. Die Schirmherrschaft hatte der erste Bundestagsabgeordnete russlanddeutscher Abstammung, Heinrich Zertik. Die Veranstalter konnten auch junge Deutsche aus Russland und aus der Ukraine begrüßen, die von einem Seminar des Politischen Jugendrings Dresden extra nach Berlin gereist waren. Unter den anwesenden Mitgliedern des Diplomatischen Korps befand sich auch der Botschafter der Republik Kasachstan, S.E. Bolat Nussupow.
Hauptredner war Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière. Er würdigte die in ihrer Gesamtheit betrachtete sehr erfolgreiche Integration der russlanddeutschen Aussiedler. Er ermutigte die in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Deutschen aus Russland, ihre besonderen Erfahrungen in den ersten Jahren nach ihrer Ankunft in Deutschland den heute nach Deutschland kommenden Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen.
Bundesminister Dr. Thomas de Maizière, Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk MdB und MdB Heinrich Zertik mit jungen Deutschen aus Russland und der Ukraine
Der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten; Hartmut Koschyk MdB, sprach den Deutschen aus Russland seine besondere Anerkennung dafür aus, dass – obwohl sie vom sowjetischen Regime ungerechterweise in kollektive Haftung für die vom nationalsozialistischen Deutschland in der Sowjetunion begangenen Verbrechen genommen wurden – nicht ihrerseits gegen das russische Volk oder andere Völker der Sowjetunion einen Kollektivschuldvorwurf erhoben haben. Koschyk würdigte auch die vielfältigen Zeichen der Anteilnahme und der Solidarität gegenüber der deutschen Bevölkerung in der Sowjetunion gerade in den härtesten Zeiten.
Anhand von authentischen Zeitzeugenberichten führte die Leiterin des Museums für Russlanddeutsche Kulturgeschichte, Dr. Katharina Neufeldt, in die historische Thematik ein. Die musikalische Umrahmung oblag dem russlanddeutschen Geiger Anatoli Wedel.
Eine kritische Anmerkung machte der Bundesvorsitzende der der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Waldemar Eisenbraun, mit Blick auf die Verankerung der Russlanddeutschen im historischen Gedächtnis der Deutschen insgesamt: „Auf die Frage, was die Russlanddeutschen heute in Deutschland am meisten vermissen, würde ich antworten: die gesellschaftliche Wertschätzung, eine differenzierte Aufmerksamkeit und die Präsenz in politischen Gremien. Mit großem Bedauern muss ich feststellen, dass die Geschichte der Deutschen aus Russland nach wie vor nicht Bestandteil des kollektiven Bewusstseins der Bundesrepublik Deutschland ist“. Der Schirmherr der Veranstaltung und erste russlanddeutsche Bundestagsabgeordnete, der aus Kasachstan stammende Heinrich Zertik unterstrich, dass die Deutschen aus Russland, obwohl eindeutig Deutsche, während der 250 Jahre seit der Einladung durch die Zarin Katharina II. eigene Erfahrungen gemacht und dadurch auch eine besondere russlanddeutsche Identität entwickelt hätten, die heute einen besonderen Wert darstellt.
Eisenbrauch und Zertik betonten in ihrem gemeinsamen Schlusswort, dass die russlanddeutschen Aussiedler in ihrer ganz großen Mehrheit gut in Deutschland angekommen seien: „Wir sind sehr froh, dass wir hierhergekommen sind.“
Im Anschluss fuhr der Großteil der Teilnehmer zum Parkfriedhof Berlin-Marzahn zu einer feierlichen Kranzniederlegung am Denkmal für die russlanddeutschen Opfer des Stalinismus. Die Gedenkansprache dort hielt der Bürgermeister und Senator für Inneres und Sport des Landes Berlin, Frank Henkel.
Zum Abschluss des Tages versammelten sich die Teilnehmer noch zu einem gemeinsamen Foto mit Bundesminister Dr. Thomas de Maizière, Bundesbeauftragtem Koschyk und MdB Zertik zu einem Gruppenfoto vor dem Reichstag in Berlin.
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