Ludwig Güttler und sein Ensemble bei der „Sächsischen Bläserweihnacht“ in der Pegnitzer St. Bartholomäuskirche
Pegnitz. Es war ein unumstrittener Höhepunkt im vorweihnachtlichen Konzertreigen der Region: die „Sächsische Bläserweihnacht“ mit dem weltbekannten Startrompeter Ludwig Güttler und seinem Ensemble am Samstagabend in der St.-Bartholomäus-Kirche.
Der Trompetenvirtuose und seine Musiker begaben sich dabei auf eine Zeitreise durch mehrere Jahrhunderte, führten Instrumentalsätze verschiedenster Herkunft und Entstehungszeit auf und ließen festliche Musik in farbiger Folge erklingen. Abseits vom Weihnachtskitsch und Hektik lud der barocke Glanz von verschiedenen Posaunen, Trompeten, Hörnern, einer Tuba und von Pauken zur Besinnung, zur Einstimmung und Vorfreude auf das Weihnachtsfest ein.
Den Weg vom Advent bis Weihnachten flankieren in dramaturgisch kluger Wahl fast zwei Dutzend Stücke, die Ludwig Güttler für sein Ensemble eingerichtet hatte. Einige der aus der Barockzeit und dem ersten Jahrhundert nach der Reformation stammen Kompositionen haben längst den Charakter von zeitlosen Volksliedern angenommen. Advents- und Weihnachtslieder wie „Es ist ein Ros entsprungen“, „In dulci jubilo“, „Vom Himmel hoch“ oder „Nun komm der Heiden Heiland“ wurden in vielfältigen Variationen von den unterschiedlichsten Komponisten aufgegriffen. So standen bei der „Sächsischen Bläserweihnacht“ in Pegnitz Werke aus der Renaissance- und Barockzeit auf dem Programm. Bekannte Komponisten wie Antonio Vivaldi, Georg Friedrich Händel oder Michael Praetorius waren genauso vertreten, wie heute weniger bekannte Namen wie Johann Crüger, William Brade oder Andreas Raselius.
Ludwig Güttler spielte dabei meist nicht nur selbst überaus geschmeidig und technisch erstklassig die führende Stimme auf der Trompete oder dem, aus dem Jagdhorn hervorgegangenen Corno da caccia, das Güttler selbst wiederentdeckt und perfektioniert hatte. Vielmehr leitete er auch mit sparsamen Bewegungen sporadisch das Ensemble. Höchst akkurat und mit größtmöglicher Perfektion musizieren die elf erstklassigen Bläser mit Ludwig Güttler als „Primus inter pares“. Wohl wissend, dass er der Weltstar ist, spielt er weder die dominante Solo-Hauptrolle noch gibt es den Hochglanzvirtuosen. Stattdessen erklingt ein perfekt ausgewogenes Wechselspiel zwischen Soli- und Tuttiblöckenmit einem noblen Klangreichtum und einer Ausdrucksskala, die von brillantem Spiel bis ins Lyrische hinein reicht.
Für Händels „Tochter Zion“ etwa gab es einen spontanen Applaus, ebenso für die fünf Variationen, die Ludwig van Beethoven darüber geschrieben hatte. Mit drei Spirituals des Kölner Komponisten Adolf Busch zeigte das Ensemble, dass Weihnachten auch swingen kann und mit einer Komposition für zwei Pauken demonstrierte Güttler, dass er nicht auf seine Trompeten festgelegt ist. Auch bei den Zugaben gab es eine Überraschungen: Die Bläser legten ihre Instrumente beiseite und sangen gleich mehrstimmig im Chor.
Durch seinen vielseitig angelegten Wirkungskreis hat sich Ludwig Güttler einen weltweiten Ruf nicht nur als Trompeter, sondern auch als Dirigent, Veranstalter und Förderer erworben. Er ist heute auf mehr als 50 Tonträgern zu hören, wobei sein besonderes Interesse der Wiederbelebung der sächsischen Hofmusik des 18. Jahrhunderts gilt. Als Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Dresdner Frauenkirche erhielt er 1997 den ersten Nationalpreis der Deutschen Nationalstiftung.
Das 1978 durch Ludwig Güttler ins Leben gerufene Blechbläserensemble vereinigt führende Solisten der Sächsischen Staatskapelle und der Dresdner Philharmonie. In den über 35 Jahren seines Bestehens hat sich der Zusammenschluss zu einem Brass-Ensemble der Superlative entwickelt. Sensationelle Erfolge bei Konzerten im In- und Ausland sowie viele gefeierte Einspielungen belegen die außergewöhnliche Interpretationskunst des Dresdner Ensembles mit Sven Barnkoth, Volker Stegmann, Johann Clemens, Erich Markwart, Olaf Krumpfer, Guido Ulfig, Hans-Werner Liemen, Christian Langer, Rainer Regner, Edgar Mayak und Jörg Lehmann.
Hartmut Koschyk, MdB und Prof. Dr. Ludwig Güttler
Den Kontakt zu dem Superstar der klassischen Musik hat der Bayreuther Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk hergestellt. Er hat auch die Schirmherrschaft für das Konzert übernommen. Sein Abgeordnetenkollege Klaus Brähmig aus Pirna bei Dresden ist Vorsitzender des Trägervereins beim dortigen Musikfestival „Sandstein und Musik“, dessen künstlerischer Leiter wiederum Ludwig Güttler ist. Koschyk sprach von einer wunderbaren Einstimmung in den Advent und von einem einmaligen Konzerterlebnis.
Dekan Gerhard Schönauer hatte in seiner Begrüßung bekannt, dass er sich eine so gut gefüllt Kirche öfter wünschen würde. „Musik möge uns anrühren in dieser Adventszeit und vorbereiten auf das große Fest“, sagte Schönauer.
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