Für die Region
Mehr Zeit für individuelle Behandlungsmodule / Tagesreha für Suchterkrankungen erweitert trotz Einbruchs bei den Belegungszahlen
30. Juli 2009
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Neue Räume für die ambulante Tagesreha für Suchterkrankungen in Bayreuth (von links): Michael Gerhard vom Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverband, die leitende Ärztin Dr. Inge Fuchs, Pfarrer Eberhard Hahn vom Diakonissen Mutterhaus in Gunzenau, Klinikleiter Gotthard Lehner, der Bayreuther Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk und Manfred Löbl von der Regierung von Oberfranken freuten sich über die Zuwendung seitens der Oberfrankenstiftung in Höhe von 20000 Euro.

Bayreuth. Mit einer Feierstunde hat die Tagesreha für Suchterkrankungen in Bayreuth ihre erweiterten Räumlichkeiten ihrer Bestimmung übergeben. Die zur Fachklinik Haus Immanuel in Hutschdorf gehörende und vom Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverband getragene Klinik kann damit künftig in zentraler Lage neue Gruppen-, Fitness- und Gymnastikräume sowie eine ergotherapeuthische Werkstatt anbieten. „Dadurch verkürzen sich die Wege und es bleibt mehr Zeit für die individuellen Behandlungsmodule“, sagte Klinikleiter Gotthard Lehnert. Die Tasgesreha ist nicht nur die einzige derartige Einrichtung in Oberfranken, sondern auch die erste in Nordbayern, die sich auf die ambulante Behandlung von Alkohol-, Medikamenten- und Glücksspielsucht spezialisiert hat. In der Tagesreha können sich Abhängige tagsüber einer Therapie unterziehen und abends wieder am Familienleben teilnehmen.

Drei Jahre nach ihrer Eröffnung war die Tagesrehabilitation im vergangenen Sommer an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen. Alle 20 Therapieplätze waren etwa im zweiten Quartal 2008 belegt, erläuterte Lehner. Um den massiven Zulauf gerecht werden zu können, hatte die Klinikleitung bereits ein zweites Stockwerk des Geschäftshauses nahe des Bayreuther Hauptbahnhofs angemietet, für rund 150000 Euro umgebaut und fürs erste zumindest notdürftig ausgestattet. Einziges Problem der weithin anerkannten Klinik: Während die reinen Behandlungskosten der Patienten über die Tagessätze der Deutsche Rentenversicherung (DRV) oder entsprechenden Krankenkasse gedeckt sind, muss die Reha ihre Sach- und Raumkosten aus eigener Tasche tragen. Eine professionelle Ausstattung der neuen Räume ist jetzt möglich, da die Bayerische Landesstiftung dafür 6000 Euro und die Sparkasse Bayreuth weitere 1000 Euro gespendet hatten. Einen Scheck über weitere 20000 Euro seitens der Oberfrankenstiftung brachte bei der jetzigen Feierstunde Manfred Löbl von der Regierung von Oberfranken mit. Damit schätzte und würdige die Oberfrankenstiftung die segensreiche Arbeit der Klinik, sagte der Bayreuther Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk, der den Kontakt zwischen Klinik und Stiftung eingefädelt hatte. Koschyk sprach bei der Feierstunde von einem unkonventionellen und unverzichtbaren Angebot der Hilfe, dass in Oberfranken niemand mehr missen möchte.
Klinikleiter Lehner machte aber auch deutlich, dass die Klinik auf dem freien Markt einen schweren Stand habe. So sei die Zahl der Patienten zwischenzeitlich deutlich auf etwa die Hälfte eingebrochen. Auch derzeit seien die 20 Plätze nur mit zwölf Patienten belegt. „Wir werden nicht nur als Erweiterung des bestehenden Angebots, sondern auch als Konkurrenz zu bestehenden stationären Kliniken wahrgenommen, sagte Lehner. Er kritisierte dabei einige Suchtberatungsstellen und auch Kostenträger, die ausschließlich auf stationäre Angebote verweisen, beziehungsweise für eine Kostenübernahme darauf bestehen. Doch gerade bei einem ambulanten Angebot sei die Schwelle, sich behandeln zu lassen für den Betroffenen deutlich niedriger, nannte Lehner einen Vorteil seiner Einrichtung. Die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer, die auch dem sozialpolitischen Ausschuss des Landtages angehört, zeigte sich bei der Feierstunde darüber verwundert. Eigentlich werde stets der Grundsatz ambulant vor stationär propagiert, sagte sie und zeigte sich überzeugt davon, dass eine ambulante Therapie in den meisten Fällen viel besser funktioniere als ein langwieriger Klinikaufenthalt.
Während der Therapie in der Bayreuther Tagesreha befinden sich die Patienten unter ständiger ärztlicher Aufsicht. In Einzelgesprächen mit den Therapeuten werden die Ursachen für die Suchterkrankung erarbeitet und nach Lösungen gesucht. Begleitend gibt es Angebote wie zum Beispiel eine Ernährungstherapie, einen offenen Erfahrungsaustausch in der Gruppe oder physiotherapeutische Maßnahmen. Wichtigstes Ziel der Tagesreha ist es nach Aussage der Verantwortlichen, die Patienten nach den zwölf Wochen in ein stabiles Umfeld zu entlassen und sie auf die Rückkehr in ein Arbeitsverhältnis vorzubereiten. Voraussetzung für die Therapie ist es, dass der Patient bereits von Suchtmitteln entgiftet ist, ausreichend motiviert in die Behandlung geht und einigermaßen sozial integriert lebt. Außerdem muss die tägliche An- und Abreise selbständig bewältigt werden.

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