Historisches Museum zeigt Sonderausstellung zum Jahrestags des Mauerfalls
Der Bayreuther Bundestagsabgeordnete und Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk, Museumsleiterin Sylvia Habermann und Stadtchronist Bernd Mayer (von links) haben die Ausstellung zum 20. Jahrestag des Mauerfalls im Historischen Museum der Stadt eröffnet.
Bilder, wie sie die Menschen in der Stadt bis dahin noch nicht gesehen hatten, zeigt eine Ausstellung zum 20. Jahrestag des Mauerfalls im Historischen Museum am Kirchplatz in Bayreuth. Gezeigt werden zahlreiche großformatige Fotos und historische Dokumente, die an das Wochenende des 11. und 12. November 1989 erinnern, als eine Invasion von Trabis mit Menschen aus der damaligen DDR in der Stadt eintraf. Eingebettet ist die Schau in eine Ausstellung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Auf zahlreichen Tafeln wird dabei die politische Entwicklung der DDR in den letzten Wochen ihres Bestehens aufgezeigt.
„Die Bayreuther saßen damals bei einem weltgeschichtlichen Umbruch in der ersten Reihe“, sagte der Initiator der Ausstellung, der Bundestagsabgeordnete und Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk bei der Eröffnung. Nach den Worten des Politikers sind allein an jenem Wochenende 25000 Menschen aus der damaligen DDR nach Bayreuth gekommen, bis zum Jahresende 1989 seien rund eine halbe Million DDR-Bürger in der Stadt gezählt worden. Bayreuth und der Regierungsbezirk Oberfranken seien sich ihrer historischen Rolle während der deutsch-deutschen Teilung und auch danach bewusst gewesen und hätten stets in gesamtdeutscher Dimension gedacht, sagte Koschyk
Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, als deren stellvertretender Stiftungsratsvorsitzender Koschyk tätig ist, war aus den beiden Enquete-Kommissionen hervorgegangen, in denen sich der Bundestag zusammen mit externen Sachverständigen zwischen 1992 und 1998 mit den Folgen der SED-Diktatur beschäftigt hatte. Mit einem Stiftungskapital in Höhe von rund 55 Millionen Euro ehemaliger SED-Gelder ist es heute Aufgabe der Stiftung, unter anderem Opfer des Regimes zu betreuen, Archive zu sichern, andere Länder zu beraten, die mit Diktaturen zu tun hatten, und eben Ausstellungen, wie die im Historischen Museum in Bayreuth aufzubereiten.
Als „Zeitzeuge“ berichtete der Bayreuther Stadthistoriker Bernd Mayer, aus dessen Sammlung auch ein Großteil der gezeigten Bilder stammt. Mayer, der damals von früh bis spät mit der Kamera in Bayreuth unterwegs war, erinnerte an patriotische Gefühle, wie bei der Fußballweltmeisterschaft, an einen nationalen wie lokalen Erregungszustand und an eine Außervollzugssetzung aller Straßenverkehrsregeln. „Die Bayreuther staunten und schauten, als wäre ein Komet auf die Stadt gefallen“, sagte Mayer. Als „Hauptangriffsziel“ der DDR-Bürger hatte er die Supermarktkette Aldi ausgemacht, die damals noch auf dem Marktplatz eine Filiale betrieben hatte. Erster Anlaufpunkt für fast alle DDR-Bürger seien allerdings Post. Sparkasse und Rathaus gewesen, weil dort das so genannte Begrüßungsgeld ausbezahlt wurde. Als „märchenhaft“ beschrieb der Stadtchronist die Welle der Hilfsbereitschaft. Mayer erinnerte aber auch an die Schattenseiten, als beispielsweise einige Einzelhändler die Preise über Nacht hoch gesetzt hatten. Diese schwarzen Schafe habe jedoch schnell in Form von Transparenten mit der Aufschrift „Boykottiert die Wucherer“ der Bayreuther Volkszorn getroffen.
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