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Koschyk: Gedenken an 100. Gründungsjahr der Wolga-Republik mahnt zur Obhutspflicht für die Russlanddeutschen
13. Juni 2018
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Bei einer wissenschaftlichen Konferenz der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Deutschen Gesellschaft e.V. und des Nordost-Instituts an der Universität Hamburg in Berlin anlässlich des 100. Gründungsjahres der Wolgarepublik hat der ehemalige Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten und stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft, Hartmut Koschyk, an die Obhutspflicht der Bundesrepublik Deutschland für die Russlanddeutschen erinnert.

Hartmut Koschyk mit seinem Nachfolger Bernd Fabritius, Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau, dem Stiftungsratsvorsitzenden der Stiftung „Aufarbeitung“ Markus Meckel, dem langjährigen Vorsitzenden der Landsmannschaft der Russlanddeutschen Waldemar Eisenbraun und dem Vorstandsbevollmächtigten der Deutschen Gesellschaft, Andreas Appelt 

Koschyk wörtlich:

„Das Dekret der sowjetischen Regierung vom 19. Oktober 1918 „Über die Autonomie des Gebietes der Wolgadeutschen“ hatten die damals in der Wolgaregion lebenden Deutschen mit großen Hoffnungen und Erwartungen begleitet. Nach den Anfeindungen zum Ende des Zaren-reiches, der Ächtung während des 1. Weltkrieges, der Unsicherheit der Revolutionswirren sahen die Wolgadeutschen in der Perspektive einer eigenen Autonomie eine Chance auf Wiedererlangung und Sicherung ihrer bürgerlichen Rechte. Freilich wurden dieses Hoffnungen durch die Zunahme des stalinistischen Terrors bitter enttäuscht und nach Hitlers Überfall auf die Sowjetunion begann mit der Zerschlagung der Wolgarepublik und der Deportation die bitterste Leidenszeit der Russlanddeutschen, die erste mit Glasnost und Perestroika unter Gorbatschow endete, dann aber nicht die vollständige Rehabilitierung und eine Wiederherstellung autonomer Selbstverwaltung erbrachte.

Hartmut Koschyk mit der Hessischen Landesbeauftragten für Vertriebene und Aussiedler Margarete Ziegler-Raschdorf

Viele Russlanddeutsche (ca 2,5 Millionen) haben daraus die Konsequenz einer Aussiedlung in die Bundesrepublik Deutschland gezogen, nicht wenige (ca. 600.000) sind jedoch in der Russischen Föderation verblieben. Für die Russlanddeutschen in Deutschland, aber auch für die Deutschen in Russland besteht aufgrund ihres harten Schicksals eine besondere Obhutspflicht der Bundesrepublik Deutschland. Diese begründet bis heute aufgrund eines besonderen Kriegsfolgeschicksals das Recht auf Familienzusammenführung sowie die Unterstützung bei der umfassenden Integration in Deutschland, aber auch die besondere Unterstützung für die in der Russischen Föderation lebenden Deutschen bei der Wahrung ihrer deutschen Muttersprache, Kultur und Traditionen, insbesondere ihre christlichen Glaubensüberzeugung.

Hartmut Koschyk mit dem Vorsitzenden der Wissenschaftlichen Kommission für die Russlanddeutschen, Dr. Alfred Eisfeld, der stv. Vorsitzenden des Internationalen Verbandes der Deutschen Kultur in der Russischen Föderation, Olga Martens und Edwin Warkentin, dem Bundeskulturreferenten für die Russlanddeutschen

Diese Obhutspflicht mahnt aber auch zu einer konstruktiven Zusammenarbeit Deutschlands mit der Russischen Föderation in den Angelegenheiten der Russlanddeutschen. Es ist beispielhaft, dass bei den jährlichen deutsch-russischen Regierungskommissionen für Fragen der Russland-deutschen sowohl die Vertreter der Russlanddeutschen in Deutschland als auch die Vertreter der Deutschen in Russland gleichberechtigt zu den Vertretern beider Regierungen beteiligt sind.

Auch ist es trotz der angespannten deutsch-russischen Beziehungen gelungen, zwischen beiden Regierungen eine vertrauensvolle Zusammenarbeit im Hinblick auf die Russlanddeutschen zu erreichen. Ich freue mich, dass mein Nachfolger als Bundesbeauftragter Dr. Bernd Fabritius in Kürze den russischen Minderheiten-Minister Igor Barinow treffen wird, um die diesjährige deutsch-russische Regierungskommsion für Fragen der Russlanddeutschen in Kaliningrad/Königsberg vorzubereiten!“

Hier gelangen Sie zu weiteren Informationen über die Berliner Konferenz anlässlich des 100. Gründungsjahres der Wolgarepublik:

https://www.deutsche-gesellschaft-ev.de/veranstaltungen/konferenzen-tagungen/754-2018-100-jahre-wolgarepublik.html

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Sebastian Machnitzke

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