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Muss Religionsunterricht ein ordentliches Unterrichtsfach sein?
10. April 2009
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pro_reli_logo_4x3jpgAm Sonntag stimmen die Berlinerinnen und Berliner über die Zukunft des Religionsunterrichts an staatlichen Schulen ab. Sie haben die Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass Religion wie in allen anderen Bundesländern auch als reguläres Wahlpflichtfach unterrichtet wird. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion unterstützt dieses Anliegen der Bürgerinitiative „Pro Reli“ nachdrücklich.Die Kenntnis der eigenen Religion ist wichtige Voraussetzung für den Dialog mit anderen Religionen. Eine aktuelle Studie der Berliner Humboldt-Universität zeigt, dass Religionsunterricht die Toleranz und Dialogfähigkeit erhöht. Überdies ist der Religionsunterricht ein wichtiger Ort der Wertevermittlung. Er stellt die Fragen nach dem Sinn des Lebens und den Regeln unseres Zusammenlebens auf Basis der jeweiligen Religion. Damit regt er auch die kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben an. Dagegen kann der freiheitliche und demokratische Staat selbst keine Werte setzen und darf sich nicht die Entscheidung anmaßen, welche Werte in der Schule vermittelt werden müssen. Genau dies aber tut der Berliner Senat mit dem obligatorischen Ethikunterricht. Nicht zufällig fühlt sich etwa Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse von der SPD dadurch an den Staatsbürgerunterricht in der DDR erinnert. Auch viele andere führende Sozialdemokraten wie etwa Frank-Walter Steinmeier oder Andrea Nahles lehnen das Vorgehen ihrer Parteifreunde in Berlin ab und unterstützen „Pro Reli“. Umso beschämender ist das Verhalten des Berliner Senats: Statt die Abstimmung parallel zur Europa-Wahl abzuhalten, wurde sie bewusst auf den Sonntag nach den Osterferien gelegt, um so die Chancen zu verringern, dass die nötige Wahlbeteiligung erreicht wird. Der daraus entstehende Mehraufwand belastet den Berliner Haushalt mit mehr als einer Million Euro zusätzlich. Wir wünschen dem Volksbegehren Erfolg und hoffen, dass auch die Berlinerinnen und Berliner in Zukunft selbst entscheiden dürfen, ob ihre Kinder den Religions- oder den Ethikunterricht besuchen sollen.

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There are 7 comments

  • Sebastian Bruns sagt:

    Ich unterstütze die Meinung, daß die Kenntnis der eigenen Religion ist wichtige Voraussetzung für den Dialog mit anderen Religionen darstellt und somit zum Wissensrepertoire jedes Bürgers gehören sollte.

  • Also mir hat der Religionsunterricht in der Schule sicher nicht geschadet.

  • markus fassold sagt:

    Solange Religionsunterricht nicht als Moralunterricht mit erhobenen Zeigefinger verstanden wird, ist meiner Meinung nach nichts gegen Ihr Vorhaben einzuwenden. Denn Schule vermittelt im Idealfall Wissen auch über Werte und übt diese werte auch ein. Wichtig wäre allerdings, ein möglicher Wechsel der Schüler hin zum Fach Ethik, in dem Themen wie Fremden- und Frauenfeindlichkeit, Gerechtigkeit in der Arbeitswelt, Verantwortung in Beziehungen und ähnliche Themen behandelt werden müssen, die nach meinem Empfinden nichts im Religionsunterricht verloren haben.

    Viele Grüße.

  • Grundsätzlich ist Religionsunterricht in Hinsicht auf Vermittlung von Wertvorstellungen sicherlich durchaus sinnvoll, jedoch ist dies auch in gutem Ethik-Unterricht gegeben. Somit halte ich es für durchaus sinnvoll, wenn Religion als Wahlfach angeboten wird, es sollte jedoch kein Schüler zum Religionsunterricht verpflichtet werden.

  • Trotzdem sollte der Besuch des Religionsunterrichtes für Schüler der unteren Jahrgänge verpflichtend sein, um dem Schüler genug Information zu geben. Nur so kann er später eine rationale Entscheidung treffen.

  • Andreas Küffner sagt:

    Ein weiterer wichtiger Aspekt der für den Religionsunterricht spricht, ist für mich die Vermittlung und Auseinandersetzung mit dem christlichen Menschenbild.
    Dieses ist wichtige Grundlage für das deutsche Grundgesetz und für unser Zusammenleben im Allgemeinen und daher elementarer Auftrag unserer Schulen.

  • Hartmut Koschyk MdB sagt:

    Die Wahlfreiheit beim Religionsunterricht ist Ausdruck der im Grundgesetz garantierten Religionsfreiheit in unserem Land und die Entscheidung für den Religionsunterricht sollte die alleinige Entscheidung von Schülern und Eltern sein. Es wäre ein Riesenerfolg gewesen, hätte es mehr Ja- als Neinstimmen gegeben. Damit ist das Thema Ethik für den Berliner Senat aber nicht beendet. Die Diskussion wird weitergehen. Die religiöse Überzeugung ist zwar Privatsache, aber die religiöse Bildung gehört in unsere Schulen und junge Menschen brauchen das Angebot, sich mit christlichen Werten vertraut zu machen. Zum Glück sind diese Berliner Verhältnisse kein Modell für Deutschland. Die CSU wird weiter dafür eintreten, dass der Religionsunterricht einen klaren Platz in unserer Gesellschaft behält.

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