Gegen den zunehmenden Landverbrauch will der Bauernverband in Oberfranken eintreten. Bei einer gemeinsamen Vorstandssitzung der Kreisverbände Bayreuth, Kulmbach und Kronach mit dem Parlamentarischen Finanzstaatssekretär und Bayreuther Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk sagte Kreisobmann Karl Lappe (Bayreuth), dass mit der Forderung nach immer mehr Ausgleichsflächen wertvollstes Ackerland zunichte gemacht werde. „Unser Anliegen ist es, weg von der starren Ausgleichsflächenregelung zu kommen“, so Lappe. Es könne nicht sein, dass über 16 Hektar Land in Bayern Tag für Tag unwiederbringlich verloren gehen.
Mit Schildern wie „Stoppt Landfraß“ und „Landwirtschaftsschutzgebiet“ haben die Vertreter des Bauernverbandes Wilfried Löwinger und Martina Meyer-Gollwitzer (von links) sowie Ewald Münch, Elisabeth Seitz und Karl Lappe (von rechts) dem Parlamentarischen Staatssekretär Hartmut Koschyk (3. von links) die Problematik des zunehmenden Landverbrauchs deutlich gemacht.
Lappe forderte deshalb ein Schutzprogramm für Äcker, Wiesen und Weiden, die Schonung landwirtschaftlicher Flächen bei Verkehrs- und Siedlungsprojekten sowie Nutzungsentgelt für die Inanspruchnahme bäuerlichen Eigentums. Staatssekretär Koschyk sagte für die Seite der Politik zu, über Verbesserungen im Ausgleichsflächenmanagement nachzudenken. Bei Ersatzflächen für Baumaßnahmen dürften künftig nicht auch noch gute landwirtschaftliche Flächen wegfallen. Koschyk gab auch zu bedenken, dass Oberfranken in besonderer Weise ländlich strukturiert sei und die Landwirtschaft im ländlichen Raum nicht nur einen großen Teil der Wertschöpfung erbringe, sondern auch eine hohe Arbeitsplatzrelevanz habe.
Chancen sehen die Bauern auch auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien. „Wir müssen darauf achten, dass uns nicht andere die Rosinen vom Kuchen picken und dass die Wertschöpfung bei den Landwirten bleibt“, sagte Kreisobmann Lappe. Nach den Worten Koschyks kommt dem ländlichen Raum eine wichtige Funktion in der Energiewende zu. Auch der Politiker sprach sich dafür aus, Mitnahmeeffekte durch Kapitalgesellschaften zu verhindern und die Kommunen bei Standortentscheidungen von vornherein miteinzubinden.
Positiv gegenüber stehen sowohl Landwirtschaft als auch Politik der geplanten Neuorganisation der Landwirtschaftlichen Sozialversicherungsträger. Dabei sollen die bislang noch neun bundesweit eigenständigen Körperschaften zu einem Bundesträger zusammengefasst werden. „Dieses Vorhaben ist grundsätzlich zu begrüßen“, sagte Lappe. Um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden sei diese Konzentration auch notwendig, so Koschyk.
Schwer werde es Lappe zufolge allerdings, agrarstrukturelle Besonderheiten der einzelnen Regionen bei der Beitragsbemessung für die landwirtschaftliche Unfall- und Krankenversicherung zu berücksichtigen.
Die Idealvorstellung laute dabei: „Gleicher Betrieb, gleicher Betrag“. Um auch weiterhin den Kontakt mit den Versicherten zu gewährleisten müssten allerdings auch die bisherigen Geschäftsstellen der regionalen LSV-Träger erhalten bleiben.
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There is 1 comment
Ich wundere mich an vielen Stellen dieser Tage über den Aktionismus des BBV –
„Stoppt den Landfraß“ der richtige Gedanke wird leider (wieder einmal) falsch umgesetzt
und der Naturschutz zum Sündenbock gestempelt.
Einerseits wird die so wertvolle Produktionsfläche bedauert, die für Ausgleichsflächen wegfällt (es mag bei Ihnen in Oberfranken noch Wiesen geben – bei uns in Südostberbayern brandet das Maismeer – soviel zu ökologischen Energiewende) anderseits habe ich bis jetzt noch keinen Landwirt weinen hören, der seine „ach so wertvolle“ Produktionsfläche in ein Baugebiet vergoldet hat…
Es ist eben wie überall Wasser predigen und Wein saufen, dass sich gerade der „kleine Landwirt“ von BBV und der darin tonangebenden Agrarindustrie wie das sprichwörtliche Lamm (das hier aber auch gut ein Rindvieh sein könnte) zur Schlachbank führen lässt wird der breiten Masse wieder erst auffallen wenn es schon zu spät ist…. in diesem Sinne Glück auf.