Die Delegation der der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Obersten Volksversammlung, Choe Thae-bok und dem Vorsitzenden der Koreanisch-Deutschen Freundschaftsgruppe der Obersten Volksversammlung der Demokratischen Volksrepublik Korea, Prof. Ri Jong Hyok. (Foto copyright Frank Zauritz / Mehr Fotos unter Archiv Zauritz im Picturemax).
Der Vorsitzende der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages führte ein Telefon-Interview mit FOCUS Online über seinen Besuch in Nordkorea.
FOCUS Online. Aus der Diktatur Nordkorea dringt wenig nach außen – und wenn, dann sind es meist aggressive Drohungen von Kim Jong Un oder Berichte über den schonungslosen Umgang des Regimes mit seinen Gegnern. Der Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk reist gerade mit anderen Parlamentariern durch Nordkorea. Im Telefoninterview sprach er über seine Eindrücke. Hartmut Koschyk (CSU) ist Vorsitzender der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestags und befindet sich derzeit mit weiteren Abgeordneten auf einer Reise durch Nordkorea. FOCUS Online sprach ihn am Telefon.
FOCUS Online: Herr Kosychk, Ihr wievielter Besuch in Nordkorea ist das?
Hartmut Koschyk: Früher hat sich die Deutsch-Koreanische Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages vor allem mit Südkorea beschäftigt. Doch 2001 nahm die Bundesregierung auf Bitten der südkoreanischen Regierung Beziehungen zu Nordkorea auf. Seit 2002 war ich bereits 15 Mal dort.
FOCUS Online: Solch reger Austausch mit einer Diktatur verwundert auf den ersten Blick…
Koschyk: Man darf die Situation nicht beschönigen: Nordkorea wird diktatorisch regiert und die Menschenrechte werden dort aufs Schwerste verletzt. Deshalb kann man natürlich sagen: So ein Land besucht man nicht! Aber ich glaube, dass nur der Dialog politische Situationen verändern kann und uns die Chance gibt, etwas für die Menschen in Nordkorea zu tun. Und genau das versuchen wir.
FOCUS Online: Wie ist Ihr Kontakt zum Regime in Nordkorea?
Koschyk: Wer als politischer Besucher hierherkommt, hat natürlich mit der internationalen Abteilung des Zentralkomitees der Partei zu tun, und auch mit dem Außenministerium. Wir führen Gespräche mit Vertretern der Obersten Volksversammlung. Ich hüte mich hier ganz bewusst, Parlament zu sagen – denn natürlich gab es keine freie Wahl – aber es handelt sich eben um die gesetzgebende Kammer.
FOCUS Online: Wie ist es, solche Gespräche in dem Wissen um das politische Klima in Nordkorea zu führen? Dazu gehört ja beispielsweise, dass Politiker, die bei Machthaber Kim Jong Un in Ungnade fallen, mit drakonischen Strafen rechnen müssen.
Koschyk: Auch hier ist es wichtig, durch Dialog Vertrauen aufzubauen. Heute kann ich mit den Gesprächspartnern hier natürlich ganz anders auch über schwierige Fragen reden, als bei den ersten Besuchen.
FOCUS Online: Und wie laufen die Gespräche über schwierige Fragen wie zum Beispiel das nordkoreanische Atomprogramm?
Koschyk: Wir haben an Nordkorea appelliert, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Doch die Nordkoreaner nehmen hier derzeit einen sehr harten Standpunkt ein – sie wollen erst einen Friedensvertrag mit den USA.
FOCUS Online: Und beim Thema Menschenrechte?
Koschyk: Das ist ein sehr schwieriges Thema. Wir haben uns dafür ausgesprochen, dass auch Vertretern des Menschenrechtsausschusses im Bundestag ein Besuch vor Ort ermöglicht wird, hier aber bislang keine Zusagen erhalten. Wir hoffen, dass steter Tropfen den Stein höhlt.
FOCUS Online: Wie zuversichtlich sind Sie, was die Wandlungsbereitschaft des Regimes angeht?
Koschyk: Die innere Struktur Nordkoreas basiert ganz klar auf der Herrschaft einer Familie und der absoluten Dominanz des Militärs. Aber ich glaube daran, dass ein schrittweiser Wandel möglich ist. Am ehesten bietet sich hier der Vergleich mit Myanmar an, das sich vor einigen Jahren schrittweise zu öffnen begonnen hat. Selbst mit dem Iran war nun ein Atomabkommen möglich. Und auch die Annäherung zwischen den USA und Kuba ist ein Beispiel dafür, wie sich ein extrem angespanntes Verhältnis verbessern kann.
FOCUS Online: Was kann die Parlamentariergruppe dazu beitragen?
Koschyk: Auf die große politische Wetterlage haben wir wenig Einfluss. Wir sind auch kein Vermittler, sondern höchstens ein Ratgeber. Wir versuchen uns auf das zu konzentrieren, was sich im Kleinen verbessern lässt, an der Lebenssituation der Nordkoreaner.
FOCUS Online: Wo ist Ihnen das bereits gelungen?
Koschyk: Wir sind auf unserer Reise viel im Land unterwegs und besuchen Hilfsprojekte. Konkrete Beispiele sind die Aus- und Weiterbildung nordkoreanischer Ärzte, der Einsatz von medizinischem Gerät aus Deutschland oder auch Hilfestellung dabei, wie sich die Kartoffelernte verbessern lässt. Außerdem haben wir bei dieser Reise eine Dialogkonferenz abgehalten, bei der viele Politische Stiftungen und Organisationen aus Deutschland, die in Nordkorea aktiv sind, dabei waren, um den Austausch zu fördern und sich gegenseitig bei der Arbeit zu unterstützen.
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