Die Bild-Zeitung befragte den Ko-Vorsitzenden des Deutsch-Koreanischen Forums und anerkannten Korea-Experten, Hartmut Koschyk, zum innerkoreanischen Gipfeltreffen und nach seiner Einschätzung, mit welchen weiteren Entwicklungen auf der koreanischen Halbinsel in Folge zu rechnen ist.
Kim Jong-un wirkte beim Treffen mit Moon enorm selbstsicher, fast schon charmant. Was treibt ihn? Welche Ziele verfolgt er?
Kim Jong-un scheint wirklich alles auf eine Karte setzen zu wollen: Denuklearisierung gegen Friedensvertrag mit Sicherheitsgarantie für sein Regime und Normalisierung der Beziehungen seines Landes zur Außenwelt inklusive Wirtschaftsbeziehungen. Der Weg dahin ist weit und wird langwierige Verhandlungen erfordern! Südkorea hat er dabei jetzt an seiner Seite!
Es wurden viele Versprechungen gemacht, die Hoffnung machen. Aber was sind sie wirklich wert? Können sie nachhaltig sein?
Kim Jong-in selbst hat beim Gipfel davon gesprochen, dass dieses Mal die Vereinbarungen im Gegensatz zu früheren Gipfelvereinbarungen auch umgesetzt werden müssen! Auch gibt es ja diesmal Rückenwind für die innerkoreanische Annäherung, was die Reaktionen der USA, Chinas und der Internationalen Gemeinschaft zu den Gipfelergebnissen zeigen.
Kommt es ‚jetzt‘ zur Wiedervereinigung? Und wie würde diese aussehen?
Die koreanischen Wiedervereinigung ist eher ein Fernziel beider Seiten. Jetzt geht es um Vertrauensbildung, Versöhnung, Entspannung, vollständige Denuklearisierung, Friedensvertrag etc. Das alles sind wahrlich große Herausforderungen genug. Aber das Thema Wiedervereinigung wird an Bedeutung und Dynamik zunehmen.
Wie haben Sie als Nordkorea-Kenner das Treffen verfolgt, was hat Sie überrascht? Womit hatten Sie gerechnet?
Ich habe die Annäherungsstrategie des südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in von Anfang an sehr ernst genommen! Er hat sie ja vor gut einem Jahr kurz vor dem G-20 Gipfel in Berlin klar dargelegt! Auch sein starkes Bemühen, die olympischen Winterspiele in Pyeongchang für die innerkoreanische Annäherung zu nutzen, hat mich sehr beeindruckt! Und Kim Jong-un scheint erkannt zu haben, dass Moon Jae-in ein berechenbarer Partner ist, der auch das Vertrauen der USA und Chinas genießt. Auch Trump scheint die Gunst der Stunde nutzen zu wollen, um einen Konflikt zu lösen, an dem alle seine Vorgänge gescheitert sind, bzw. ihn aussitzen wollten.
Einen Auszug des Interviews auf Bild.de finden Sie hier.
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