Mitte des 19. Jahrhunderts zog es auch deutsche Siedler ins unbekannte Amerika. Unter anderem organisierte der „Mainzer Adelsverein“ 1844 die Übersiedelung deutscher Auswanderer nach Texas – mit dem Ziel, dort eine Kolonie zu gründen. Diese beeindruckende Aufbruchstimmung wollte der Fernsehsender Sat 1 mit dem Fernsehfilm „In einem wilden Land“ einfangen und jene Deutschen zeigen, die den Mut hatten, sich aus ihren sozialen und gesellschaftlichen Zwängen zu befreien.
Der Verein für deutsche Kulturbeziehungen im Ausland (VDA), dessen Bundesvorsitzender Finanzstaatssekretär Koschyk ist, informiert auf seiner Internetseite über „Friedrichsburg – Ein Stück deutscher Auswanderungsgeschichte in Texas“ und die Hintergründe des Fernsehfilms.
„In einem wilden Land“ verarbeitet drei historische Ereignisse: den Weberaufstand von 1844 in Schlesien, die Auswanderungswelle, die der Mainzer Adelsverein im frühen 19. Jahrhundert organisierte, und den Friedensvertrag, den deutsche Siedler mit dem Indianerstamm der Komantschen schlossen – und nie brachen. Historisch belegt ist, dass deutsche Siedler im 19. Jahrhundert einen Friedensvertrag mit den Komantschen schlossen. Als Gegenleistung für Land und Sicherheit verpflichteten sich die Pioniere, den Indianern Felle und Lebensmittel abzukaufen. Als einziger Vertrag dieser Art wurde das Abkommen nie gebrochen. Noch heute wird die Vereinbarung jedes Jahr am 2. Samstag im Mai in Fredericksburg (Friedrichsburg) in Texas gefeiert und von den Nachkommen erneuert.
Die Kleinstadt Friedrichsburg oder „Fritzburg“, wie die ältere Generation es nennt, liegt rund hundert Kilometer nordwestlich von San Antonio im US-Bundesstaat Texas. Friedrichsburg wurde 1846 von dem aus Dillenburg stammenden Otfried Hans Freiherr von Meusebach gegründet und zu Ehren des Prinzen Friedrich von Preußen benannt. Freiherr von Meusebach, der New Braunfels im August 1845 verlassen hatte, war neuer Generalkommissar des „Vereins zum Schutze deutscher Einwanderer in Texas“(Society for the Protection of German Immigrants in Texas), auch als „Mainzer Adelsverein“ bekannt. Er verzichtete auf seinen Adelstitel und wurde in Texas schlicht als John O. Meusebach bekannt.
Die Emigration wurde von genanntem Adelsverein organisiert, der Unruhestifter der Märzrevolution loswerden wollten. Henry Fisher, der Konsul der damals unabhängigen Republic of Texas, hatte dem Adelsverein eine riesige Fläche „Farmland“ bei San Antonio verkauft. Die Immigranten wiederum erwarben ein Komplettpaket mit einer Schiffsreise, Verpflegung, Transfer, ein Stück Land in Texas, und dem Versprechen, dass es dort Schulen und Kirchen geben würde.
Anders als der Staat Texas lehnten die Friedrichsburger das Halten von Sklaven ab. Deshalb weigerten sich viele Einwohner, während des Sezessionskrieges in der Armee der Südstaaten zu dienen. Friedrichsburg ist auch der Geburtsort von Chester W. Nimitz, der später zum Admiral befördert und der im Zweiten Weltkrieg die pazifische Flotte gegen Japan kommandiert hat und die Kapitulationsurkunde unterzeichnete. Die Einwohner der Stadt sind bemerkenswert stolz auf ihre deutsche Abstammung und Friedrichsburg ist „ein Stück Deutschland in Texas“ geblieben: Viele Straßen, Restaurants, Hotels und Geschäfte haben deutsche Namen und bieten typisch deutsches Essen an und alljährlich wird ein Oktoberfest gefeiert. Die dort noch lebenden Deutschamerikaner sprechen teilweise Texasdeutsch, das linguistisch betrachtet keinen eigenen Dialekt innerhalb der deutschen Sprache darstellt, sondern vielmehr eine Mischung aus Deutsch und Englisch ist.
Einen Artikel auf der Geschichte von Friedrichsburg auf „Zeit online“ finden Sie hier.
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